Sie waren wieder in einem Wald. Aber der Wald war es nicht, der sie so erschreckte. Es war der Nebel, der gelb-grün zwischen den Bäumen schimmerte. Er war eiskalt und hatte etwas gruseliges an sich. Babs sah Mike an und fragte ihn: "Hast du eine Ahnung wo wir sind?" Mike antwortete etwas unsicher: "Nein, ich habe keine Ahnung wo wir sind. Ich weiß nur, dass kein normaler Mensch hier wohnen möchte." Sie liefen durch den schummrig schimmernden Wald. Bald darauf hörte der Wald auf und sie sahen ein Tal, das ohne diesen Nebel wirklich schön ausgesehen hätte. Plötzlich schrie Babs auf und auch Mike erstarrte. Dieses grausame Lachen hatten sie schon einmal vernommen: es gehörte dem Dämon.
Es hallte durch das ganze Tal und schwoll immer mehr an. Babs und Mike hielten sich verzweifelt die Ohren zu. Plötzlich wurde es wieder leiser und sie starrten in die Richtung, in der es verschwunden war. Da erlebten sie eine zweite unangenehme Überraschung: sie sahen nichts! Absolut gar nichts! Es war schwarz und furchterregent.
Doch langsam zog diese tiefe Finsternis vor ihnen hinweg und entschwand am Horizont. Auch der Nebel löste sich allmählich auf und es herrschte inzwischen völlige Stille. Babs drehte sich um sah, dass der Wald wieder wie ein ganz normaler Wald aussah.
Da sagte sie zu Mike: "Komm, laß uns gehen! Je eher wir diesen Dämon wieder in unsere Gewalt bringen, desto schneller sind wir wieder aus dieser furchtbaren Welt heraus. Außerdem können wir dann Chris befr...." Sie verstummte mit einem mal, denn unter ihren Füßen raschelte es. Verwundert schaute sie nach unten, um sich zu vergewissern, wer oder was sich denn da bewegt hatte.
"Tagchen, wo kommt denn Ihr her. Euch habe ich aber hier noch nie gesehen. Usilis könnt ihr jedenfalls nicht sein, denn ihr habt ja keine Flügel. Von uns könnt ihr aber auch keiner sein, denn ihr seid dazu viel zu groß. Aber was seid ihr dann?" kam die Frage von einer Gestalt, die wie ein zu kurz geratenes menschliches Wesen aussah.
Es war zirka dreißig Zentimeter groß und hatte einen langen Schwanz. Mike war von diesem Wesen nicht so hingerissen wie Babs, die den Gnom anstarrte und ihren Mund nicht wieder zu bekam.
Und so antwortete Mike auf dessen Frage: "Hey Kurzer, erstmal will ich wissen wer oder was Du bist, sonst bekommst Du von mir gar nichts zu hören!"
"Was? Du weißt nicht wer oder was ich bin? Das gibt's doch gar nicht. Du mußt aber von weit herkommen, dass Du nicht weißt, dass ich ein Monikun bin", entgegnete die Gestalt.
"Wie heißt du denn?" fragte Babs, die an dem kleinen Wicht nun auch langsam Interesse fand.
"Ich heiße Moki. Und wie ist euer Name?" fragte sie der Gnom.
"Also ich heiße Mike und das hier ist Babs. Und im Übrigen sind wir ganz normale Menschen und waren noch nie in dieser Gegend." Entgegnete Mike.
"Ach daher. Ich habe mich schon gewundert, wieso ihr so überrascht wart. Ihr kennt wohl keine Usilis?" fragte Moki sie.
"Nein, woher sollten wir sie kennen, so fremd wie wir hier sind." entgegnete Mike. "Wo finden wir aber nun den Dämonen? Kannst du uns verraten, wo er sich aufhält?"
Leicht verwirrt antwortete Moki, der Zwerg: "Zuletzt hat er bei den großen, grauen Felsen gehaust!"
Mike begann ungeduldig zu werden: "Na, dann können wir ja wohl allmählich weiter, Babs? Moki, kannst du uns nicht den kürzsten Weg zu diesen Felsen zeigen?"
Anstelle einer Antwort pfiff Moki durch die Finger und nach einer Weile rauschte ein riesiger Vogel durch die Luft heran. Er hatte die Größe eines ausgewachsenen Menschen und verursachte einen regelrechten Sturm mit seinen Flügeln.
"Mit diesem Teil sollen wir zu den Felsen kommen?" fragte Mike ungläubig.
"Natürlich. Wie sonst wollt ihr denn dorthin gelangen? Zu Fuß ist es einfach zu weit. Also steigt auf! Ach, und das hier ist übrigens ein Usili." Erklärte Moki den beiden.
Ohne weiter darüber nachzudenken oder zu zögern schwangen sich Mike und Babs auf den Usili und wurden von diesem durch die Luft davon getragen.
Mit einem mal war da wieder diese Kälte zu spüren und die beiden sahen von dem bunten Vogel herab in die Tiefe, wo wieder der gelblich grüne Nebel herauf stieg.
Der Flug dauerte aber doch länger, als sie erwartet hatten und mit der Zeit wurde es immer kälter. Dann endlich tauchten die Felsen in der Ferne auf. Aber so wie sie in Sicht kamen, wurde es immer dunkler. Der Usili begann nervöser mit den Flügeln zu schlagen und auch Mike und Babs wurden immer unruhiger. Was würde sie dort bloß erwarten? Sobald sie an den Felsen angekommen waren, setzte sie der Vogel am Boden ab und flog eilig wieder davon.
Nur langsam gewöhnten sich Mike und Babs den grünlich gelben Nebel und die Finsternis und suchten dabei nach einem Zugang.
Mit einem mal brach wieder dieses ohrenbetäubende Lachen über sie herein und die beiden Kinder mußten ihre Hände auf die Ohren pressen, damit ihnen ihr Trommelfell nicht platzte. In gleicher Lautstärke erhob sich plötzlich eine Stimme. "Ich habe euch schon erwartet! Kommt nur herein." - und verstummte.
Mike und Babs nahmen langsam und vorsichtig die Hände von den Ohren und starrten ungläubig auf den Felsen - er öffnete sich !
Wo vorher eine riesige Felswand den Weg versperrte, hob sich jetzt eine mächtige Tür ab. Langsam traten sie durch den Eingang in den Felsen und kamen in einen großen Saal. Eiskalt wehte es durch den großen Raum aber es war hell! Keine blendende Helligkeit sondern ein grünliches, schummriges Leuchten - aber es war hell.
In der hintersten Ecke des Saales aber erkannten sie ein schwarzes, dunkles Loch. Wie von einem heimlichen Befehl dazu gezwungen gingen sie auf die finstere Öffnung zu. Kurz davor machte Mike plötzlich halt und sprach: "Also, ich weiß nicht, ob es richtig ist, aber ich werde jetzt da hinein gehen und wenn ich nicht zu schreien anfange, kommst du sofort nach, o.k.?"
Schweigend nickte Babs ihm zu und Mike schlich sich in die dunkle Öffnung hinein. Babs wartete panische Sekunden lang, die ihr eher wie Stunden vorkamen und als sie Mike nicht schreien hörte faßte sie ihren ganzen Mut zusammen und folgte ihm durch das schwarze Loch.
Da sah sie, daß es für Mike keinen Grund zum Schreien gegeben hat. Die Finsternis wich mit einem mal vor Ihr zurück und sie fand sich in einem Zimmer mit Felswänden neben Mike wieder. Auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes saß ein Mann an. Der höhnisch lachte."Na, wie gefällt es euch hier? Das ist alles mein Werk - habe ich vor vielen, vielen Jahren selber geschaffen. Na und ihr? Ich hätte nicht gedacht, daß zwei halbe Portionen, wie ihr es seid, sich bis hierhin durchschlagen und sich dabei Gefahren aussetzen, nur um ihren Freund zu retten."
Babs sah ihn verstohlen an: " Wenn ich das richtig verstehe, bist du der Dämon, den wir die ganze Zeit über gesucht haben?"
"Nun ja, ich glaube schon", amüsierte sich der Mann, "aber ich kann verschiedene Gestalten annehmen." - Und warf immer wieder spielerisch einen Schlüsselbund mit seiner Hand hoch und fing ihn wieder auf. Plötzlich zeigte Mike auf eine Gegenstand auf dem Boden vor Ihnen. "Ich glaube, Sie haben einen Ihrer Schlüssel verloren. Geben sie mir ihren Schlüsselbund und ich befestige Ihn wieder."
Der Dämon blickte auf den Boden und tatsächlich, ganz dicht bei Mike lag ein kleiner Schüssel am Boden. Der Mann warf Mike den Schlüsselbund zu. Mike fing die Schlüssel auf und packte ohne zu zögern Babs, zog sie mit sich aus dem Saal und durch das Felsentor und pfiff mit einem mal ganz laut. Der Usili tauchte urplötzlich auf und sie schwangen sich auf seinen Rücken, den Dämonen fluchend und schreiend hinter sich lassend, und flogen davon.
Babs schaute ihn verwirrt und fragend an: " Wo hattest du denn den Schlüssel her?"
"Der Moki hatte mit etwas gegeben, als wir los geflogen waren und während des Fluges habe ich mir das Teil angeschaut und gesehen, daß es ein Schlüssel war. Und als der Mann mit seinem Schlüsselbund spielte kam mir die Idee und ich erzählte ihm, er habe den Schlüssel verloren."
Der Vogel setzte sie an einer hellen Stelle im Wald ab und Babs und Mike rannten von dort durch den Wald, bis sie an die Tür am Ende des Weges kamen. Sie huschten hindurch in das vermoderte Zimmer. Chris lag immer noch leblos auf dem Boden. Hinter sich hörten sie aus der Ferne, immer näher kommend ein lautes Dröhnen, Fluchen und Schreien. Schnell nahm Mike den Schlüsselbund und stopfte ihn in die Dose. Der Schlüsselbund war aber recht groß und wollte nicht in die Dose passen. Mike drückte und drückte, während er den Dämonen immer näher kommen hörte. Der Dämon stand schon in der Tür, als der Schlüsselbund mit einem mal in der Dose verwand und die Dose sich schloß.
Genauso plötzlich war das Fluchen und Geschrei verschwunden und es war Stille, bis auf ein leises Keuchen, das von Chris kam. Schnell waren seine Freunde bei ihm und halfen ihm auf. Er blickte sich um. "Was war denn das? War da Schlafmittel in der Dose oder was?" Er versuchte sich der Dose zu nähern, aber Babs hielt ihn zurück und erzählte ihrem Freund die ganze Geschichte.
Schleunigst verließen sie daraufhin den Ort. Aber erst nachdem sie die Dose und das Buch in der Kiste wieder sicher verschlossen und diese wieder an ihren vorherigen Platz zurückgebracht hatten. Sie mussten ein ganze Weile laufen bis sie ziemlich fertig an dem Schulbus, der immer noch dort hielt, ankamen. Ihnen war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre und auch keiner ihre Abwesenheit bemerkt hätte. Und irgendwie waren sie froh, so das Abenteuer mit der Schwarzen Dose doch überstanden zu haben.