Projekttage an der Schiller-Realschule in Göppingen

Der Fluch
des Dämons











 

18 Schülerinnen und Schüler der Schiller-Realschule in Göppingen beteiligen sich an dem Projekt
Kreative Köpfe
und erstellen dabei ihr ganz persönliches Fantasy-Buch.



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Bericht in der NWZ

Die entstandenen fantastischen Geschichten können im Anschluss an die Einführungsgeschichte nachgelesen werden.

 



Der Fluch des Dämons
eine phantastische Geschichte
von
Astrid Nagel

 
Chris, Babs und Mike kamen nur noch mühsam vorwärts. Der Weg, der sich scheinbar endlos durch den dichten Wald schlängelte, wurde immer matschiger. Inzwischen waren die drei Freunde bis auf die Knochen durchnässt. Dicke Erdklumpen klebten an ihren Schuhen, doch noch immer schien der Regen, der auf sie herabtrommelte, nicht nachlassen zu wollen.
"Wandertag!", maulte Mike und machte seinem Frust in einem Schwall kräftiger Flüche Luft. "So etwas Idiotisches. Können sich die Lehrer nicht mal was Neues einfallen lassen?"
"Alles wäre halb so schlimm, mein lieber Mike, wenn du uns nicht zu dieser ‚super' Abkürzung überredet hättest", unterbrach ihn Chris ungeduldig. "Ich war ja gleich dagegen, uns von den anderen zu trennen. Die sind wahrscheinlich längst am Ziel, während wir hier wie die Idioten umherirren. Hast du denn überhaupt noch eine Ahnung, wo wir uns befinden?"
"Hey, Alter. Die Gegend hier kenne ich bestens. Aber wenn unser Herr Professor mal wieder schlauer ist, kann er gerne die Führung übernehmen", giftete Mike und schleuderte Chris einen vernichtenden Blick entgegen. "Hört schon auf", versuchte Babs die beiden Streithähne zu besänftigen. "Euer Gemecker hilft uns ganz sicher nicht weiter. Sehen wir lieber zu, dass wir die anderen finden."
Schweigend marschierten die Freunde weiter, als der Weg sie unvermittelt auf eine kleine Waldlichtung führte.
"Seht mal!", rief Babs erleichtert, während sie sich die kalten Tropfen aus dem Gesicht wischte. "Da drüben ist eine Hütte. Vielleicht können wir uns dort unterstellen, bis der Regen nachgelassen hat."
Die Hütte sah elend aus. Alt, verwittert und windschief kauerte sie sich an einen nackten Felsen, der inmitten des bewaldeten Hügels wie eine klaffende Wunde wirkte. Und doch schien dieses verfallene Häuschen der einzige halbwegs sichere Unterschlupf in dieser ungastlichen Welt zu sein.
Die schmale Eingangstür, die schief in den rostigen Angeln hing, gab nur widerwillig nach. Erst als Mike seine ganze wütende Kraft einsetzte, öffnete sie sich mit einem scheußlichen Geräusch. Das Innere der Hütte erwies sich als reines Chaos. Im schwachen Dämmerlicht erkannten die drei Eindringlinge nach und nach wurmstichige Möbelstücke, zerbrochenes Geschirr, fleckige Stiefel und vergammelte Essensreste, die sich in wildem Durcheinander türmten. Über allem lag eine dicke Schicht aus Schmutz und Spinnweben.
"Ist ja ätzend", murmelte Mike und hob neugierig einzelne Gegenstände auf, was unzählige kleine Insekten und lichtscheues Nachtgetier veranlasste, sich panisch in Sicherheit zu bringen. "Pfui Teufel! Wer hier wohl mal gehaust hat?"
"Sieht nicht gerade einladend aus", stimmte Babs mit klappernden Zähnen zu. "Aber vielleicht finden wir ja wenigstens eine Decke oder etwas anderes zum Wärmen. Ich friere nämlich entsetzlich."
Mit spitzen Fingern machten sich die Freunde auf die Suche - allerdings erfolglos. Das Einzige, was sie entdecken konnten, war eine weitere Tür, die zuvor von einem Stapel morscher Bretter verdeckt gewesen war. In der Hoffnung, in dem angrenzenden Raum etwas Brauchbares zu finden, drückten sie die Klinke nach unten. Lautlos öffnete sich die Tür.
"Was soll denn das?", staunte Chris und starrte, ebenso wie Babs und Mike, mit offenem Mund auf das, was hinter der Tür verborgen lag: nämlich nichts. Es gab keinen weiteren Raum hier, sondern nur nackten Felsen. "Wahnsinn", stammelte Mike. "Irgendein Verrückter hat eine Tür eingebaut, die nirgendwo hinführt."
"Vielleicht diente sie ja nur als Versteck", überlegte Chris und ging in die Hocke. "Seht mal. Hier unten ist tatsächlich eine Nische."
Er griff mit seinen Händen in das dunkle Loch am Fuße des Felsens und tastete vorsichtig darin herum. "Ich hab was", rief er kurze Zeit später und zog einen schweren Gegenstand heraus.
"Krass", staunte Mike. "Eine Kiste. Sieht irgendwie wichtig aus. Vielleicht steckt ja ein Schatz drin." Seine Augen flackerten plötzlich erwartungsvoll auf. Doch nachdem sie die Truhe geöffnet hatten, erlosch dieses Flackern genauso schnell wie es gekommen war.
"Ein Buch!", stellte er enttäuscht fest. "Und eine schwarze Dose."
Die drei Freunde schlossen die nutzlose Tür und zerrten die schwere "Schatzkiste" zur Mitte des Raumes. Vielleicht konnten sie bei besserer Beleuchtung doch noch etwas Wertvolles in ihr entdecken. Aber bis auf die beiden gefundenen Gegenstände erwies sich die Truhe als vollkommen leer und auch das Buch war, trotz seines gewichtigen schwarzen Ledereinbandes, eine Enttäuschung, denn es enthielt nur unbeschriebene Seiten.
"Mal sehen, ob wenigstens in der Dose etwas drin ist", meinte Chris und versuchte den widerspenstigen Deckel zu öffnen. Ein leises Rascheln ließ die drei Freunde zusammenzucken. Unsicher sahen sie sich um, doch da war nichts in ihrem Umfeld, das dieses Geräusch hätte verursachen können. "Wahrscheinlich eine Maus", vermutete Mike achselzuckend und blickte neugierig zu Chris, der gerade einen zweiten Versuch startete, die schwarze Dose zu öffnen.
Dann ging alles blitzschnell: der Deckel sprang mit einem lauten Knall auf, schwarzer Nebel quoll aus der Dose hervor und umhüllte den verdutzten Chris. Im nächsten Moment verdichtete sich der unheimliche Nebel zu einem grausigen Dämon, dessen schauriges Lachen die Hütte erfüllte. Als er schließlich von dem Jungen abließ und kreischend durch das Schlüsselloch der geheimnisvollen Tür verschwand, stöhnte Chris auf und sank zu Boden.
Verdattert blickten Mike und Babs auf ihren Freund. Als sie endlich aus ihrer Lähmung erwachten, stürzten sie zu ihm und versuchten verzweifelt, ihm zu helfen. Doch was auch immer sie unternahmen, es war vergebens. Chris lag leichenblass und regungslos vor ihnen, so als sei auf einen Schlag jegliches Leben aus ihm gewichen.
Wieder setzte das Rascheln ein. Lauter diesmal. Fordernder. "Was ist das?", wisperte Babs und sah sich suchend um. Dann entdeckte sie es. Das schwarze Buch, das die Freunde zuvor achtlos in die Truhe zurückgelegt hatten, lag nun aufgeschlagen darin, und während seine Seiten wild hin und her blätterten, füllten sie sich gleichzeitig mit dicken schwarzen Buchstaben.
"Himmel, was geht hier vor?", flüsterte Babs mit erstickter Stimme. Mike griff entschlossen nach dem mysteriösen Buch und dicht aneinander gedrängt lasen die beiden Freunde die schicksalhaften Zeilen, die sich nach und nach auf den weißen Blättern formten:

Ihr habt die Warnung nicht vernommen,
drum ist der Dämon jetzt entkommen.
Die Lebenskraft, die er geraubt,
hat ihm die Rückkehr nun erlaubt
in seine eigne düstre Welt.
Um euren Freund ist's schlecht bestellt,
für ihn wird's keine Zukunft geben,
der Fluch raubt ihm die Kraft zu leben.
Wollt ihr ihn retten, heißt's beeilen,
nicht länger tatenlos verweilen.
Folgt schnell dem Geist und bringt ein Stück
aus seinem Reich hierher zurück.
Der Dämon wird euch laut verfluchen
doch dann wird er sogleich versuchen
das Wertvolle zurückzuholen,
das ihr zuvor ihm habt gestohlen.
Steckt schnell es in die Dose dann,
damit er's nicht erwischen kann.
Er wird ihm folgen und im Nu,
schlagt ihr den Deckel einfach zu.
Ist dann der Schreckliche gefangen,
wird Chris zu euch zurück gelangen.

Hier endete die Botschaft.
Babs und Mike sahen sich besorgt an. Wenn diese Worte stimmten, war Chris in Gefahr. Natürlich würden sie jederzeit alles tun, um ihm zu helfen, doch wie sollten sie diesem unbekannten Dämon folgen und etwas aus seinem Besitz stehlen? Hinter der Tür, durch deren Schlüsselloch er entschwunden war, gab es nichts als steinharte Felsen.
Aber vielleicht hatten sie ja vorhin etwas übersehen. Mit flauem Gefühl öffneten die beiden Freunde nochmals die Tür - und erstarrten. Der Fels war verschwunden und an seiner Stelle blickten sie in ein unergründliches schwarzes Loch. Bis in die Haarspitzen angespannt traten Babs und Mike hindurch. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss und im selben Augenblick erhellte sich die unbekannte Welt, in die sie eingedrungen waren. Erstaunt blickten die beiden um sich. Wo, um Himmels willen, waren sie nur gelandet ...

Wollt ihr wissen, wie die Geschichte weitergeht?
Habt ihr genug Mut, dem Grauen gegenüberzutreten?
Dann folgt Mike und Babs in die schwarze Finsternis
und lasst euch überraschen ...



ENDE