Das Geheimnis der schwarzen Dose - Fantasygeschichte zum Mitschreiben für junge Nachwuchsautoren - Eine Aktion der Mainpost und der Stadtbücherei Würzburg mit der Autorin Astrid Nagel
Das Geheimnis
der schwarzen Dose


Chris, Babs und Mike kamen nur noch mühsam vorwärts. Der Weg, der sich scheinbar endlos durch den dichten Wald schlängelte, wurde immer matschiger. Inzwischen waren die drei Freunde bis auf die Knochen durchnässt und dicke Erdklumpen klebten an ihren Schuhen.
"Wandertag!", maulte Mike und machte seinem Frust in einem Schwall kräftiger Flüche Luft. "So etwas Idiotisches. Können sich die Lehrer nicht mal was Neues einfallen lassen?"
"Alles wäre halb so schlimm, wenn du uns nicht zu dieser ‚genialen' Abkürzung überredet hättest", unterbrach ihn Chris ungeduldig. "Hast du denn überhaupt noch eine Ahnung, wo wir uns befinden?"
"Hey, Alter. Die Gegend hier kenne ich bestens!", giftete Mike und schleuderte Chris einen vernichtenden Blick entgegen. Schweigend marschierten die Freunde weiter, als der Weg sie unvermittelt auf eine kleine Waldlichtung führte. "Eine Hütte!", rief Babs erleichtert. "Vielleicht können wir uns dort unterstellen bis der Regen nachgelassen hat."
Die Hütte sah elend aus. Alt, verwittert und windschief kauerte sie sich an einen nackten Felsen. "Nicht gerade einladend", stellte Babs enttäuscht fest, als sie durch die schmale Eingangstür traten. "Aber vielleicht finden wir wenigstens etwas zum Wärmen. Ich friere nämlich entsetzlich." Doch das einzig Interessante, das sie entdecken konnten, war eine weitere Tür. Hoffnungsvoll drückten sie die Klinke nach unten und blickten überrascht auf das, was sich dahinter verbarg: nämlich nichts. Es gab keinen weiteren Raum, sondern nur nackten Fels.
"Seht mal. Hier unten ist eine Nische", rief Chris, griff mit seinen Händen in das dunkle Loch am Fuße des Felsens und zog kurz darauf einen schweren Gegenstand heraus.
"Krass", staunte Mike. "Eine Kiste. Vielleicht steckt ja ein Schatz drin."
Seine Augen flackerten erwartungsvoll auf. Schnell schloss er die nutzlose Tür und zerrten die schwere "Schatzkiste" zur Mitte des Raumes. Doch nachdem er die Truhe geöffnet hatte, erlosch das Flackern in seinen Augen ebenso schnell wie es gekommen war.
"Ein Buch!", stellte Mike enttäuscht fest. "Und eine schwarze Dose."
"Komisch, dieses Buch enthält nur unbeschriebene Seiten", bemerkte Chris irritiert. "Mal sehen, ob wenigstens in der Dose etwas Nützliches drin ist." Während er vegeblich versuchte, den widerspenstigen Deckel zu öffnen, ertönte leises Rascheln. "Wahrscheinlich eine Maus", vermutete Mike achselzuckend und blickte neugierig zu Chris, der gerade einen zweiten Versuch startete.
Dann ging alles blitzschnell: der Deckel sprang mit einem lauten Knall auf, schwarzer Nebel quoll aus der Dose hervor und umhüllte den verdutzten Chris.
Im nächsten Moment verdichtete sich der unheimliche Nebel zu einem grausigen Dämon, dessen schauriges Lachen die Hütte erfüllte. Als er schließlich von dem Jungen abließ und kreischend durch das Schlüsselloch der geheimnisvollen Tür verschwand, stöhnte Chris auf und sank zu Boden.
Mike und Babs stürzten zu ihm und versuchten verzweifelt, ihm zu helfen. Doch was auch immer sie unternahmen, es war vergebens. Chris lag leichenblass und regungslos vor ihnen, so als sei auf einen Schlag jegliches Leben aus ihm gewichen.
Wieder setzte das Rascheln ein. Lauter diesmal. Fordernder. "Was ist das?", wisperte Babs und sah sich suchend um. Dann entdeckte sie es. Das schwarze Buch lag aufgeschlagen in der Kiste und während seine Seiten wild hin und her blätterten, füllten sie sich gleichzeitig mit dicken schwarzen Buchstaben:

Ihr habt mein Zeichen nicht vernommen
drum ist der Dämon jetzt entkommen.
Die Lebenskraft, die er geraubt,
hat ihm die Rückkehr nun erlaubt
in seine eigne düstre Welt.
Um euren Freund ist's schlecht bestellt,
für ihn wird's keine Zukunft geben,
denn ihm fehlt jetzt die Kraft zu leben.
Wollt ihr ihn retten, heißt's beeilen,
nicht länger tatenlos verweilen.
folgt schnell dem Geist und bringt ein Stück
aus seinem Reich hierher zurück.
Füllt's in die Dose und im Nu
gesellt der Böse sich dazu.
Habt ihr den Dämon dann gefangen
wird Chris zu euch zurück gelangen.

Babs und Mike sahen sich besorgt an. Wenn diese Worte stimmten, war Chris in Gefahr und brauchte dringend ihre Hilfe. Doch wie sollten sie diesem unbekannten Dämon folgen? Unsicher öffneten die beiden Freunde nochmals die Tür, durch deren Schlüsselloch er soeben entschwunden war - und erstarrten. Der Fels dahinter war verschwunden und an seiner Stelle erstreckte sich ein unergründliches schwarzes Loch ...
Was erwartet Mike und Babs hinter der geheimnisvollen Tür?
Werden sie die Spur des Dämons finden und etwas aus seinem Besitz an sich nehmen können?
Wird es ihnen gelingen, diesen Gegenstand rechtzeitig in der schwarzen Dose zu verstauen?
Und was geschieht mit Chris?


Die Siegergeschichte von Daniel Hellrich
 
Vorsichtig tasteten die Zwei sich vorwärts. Sie entdeckten einen dunklen, feuchten Gang. Unendlich lang schien er zu sein. Doch trotzdem sie das Grauen gepackt hatte, gingne sie mutig weiter.
Als sich Babs und Mike um eine Biegung getastet hatten, leuchtete ihnen ein helles, strahlendes Licht entgegen.
"Du, Mike", flüsterte Babs voller Angst. "Was sollen wir bloß machen?"
"Na, was wohl", erwiderte Mike und verscuhte seiner Stimme einen festen Klang zu geben. "Wir müssen higehen und nachsehen was das ist."
Babs schob ihre zitternde Hand in die von Mike, um sich selber Mut zu machen. Mike murmelte etwas, dass wie "furchsame Mädchen" klang, war aber eigentlich doch froh, jemanden dabie zu haben. Das Strahlen wurde immer heller, je näher die Beiden kamen.
"Ein Diamant", staunte Mike. Er ließ die Hand von Bans los und griff gierig nach dem funkelnden Edelstein. Kaum hatten seine Finger den Kristall berührt, erscholl die schaurige Stimme des Dämon aus der Finsternis.
"Die Hände weg von diesem Stein! Er ist mein, er ist mein!"
Ängstlich schreien die Kinder auf und zogen sich ein paar Schritte zurück.
"Oh Gott, Mike. Was tun wir nur?", stöhnte Babs verzweifelt. "Wir haben doch nicht mehr viel Zeit und wir müssen Chris retten!"
"Jetzt nur nicht die Nerven verlieren, Babs", flüsterte Mike. "Wir brauchen einen Plan! Du musst den Dämon irgendwie ablenken und ich versuche den Diamanten zu bekommen. Wenn wir den Stein in die Dose stecken, folgt ihm vielleicht der Dämon. Das ist unsere einzige Chance um Chris zu retten!"
"Aber Mike, wie um alles in der Welt soll ich denn diesen grausigen Dämon ablenken?", fragte babs besorgt.
"Na, versuch es doch mal mit Schreien und Kreischen", schlug Mike vor. "Das könnt ihr Mädchen doch besonders gut."
"Blödmann!", maulte Babs, doch Mike hörte gar nicht richtig hin. Er duckte sich wie ein Sprinter vor dem Start und wartete auf Babs' Ablenkungsmanöver. Babs holte tief Luft und fing an in den schrillsten Tönen zu schreien. Schaurig und vor allem unerträglich laut hallte ihre Stimme von den steinernen Gewölben wider. Mike spurtete mit einem Affenzahn auf den Diamanten zu, riss ihn an sich und hetzte auch schon den Gang zurück, den sie gekommen waren.
"Hör endlich auf zu plärren", rief er Babs zu, die ihm dicht auf den Fersen war. Etwas beleidigt folgte Babs ihm in die Hütte, in der immer noch die offene Dose und die Truhe stand. Ausser Atem legte er den Diamamten in die Dose. Hinter den Beiden erhob sich ein Heulen und Brausen, als wenn alle Orkane der Welt sich vereinigt hätten. Der grausige Dämon hatte nun ebenfalls die Dose erreicht und quoll als schwarzer Nebel hinein, um sich seinen Stein zurückzuholen. Immer noch nach Luft ringend schnappte sich Babs den Dosendeckel und drückte ihn mit aller Kraft auf die Dose. Ungläubig sahen sich Babs und Mike an.
"Wir haben es tatsächlich geschafft!", stammelten beide wie aus einem Munde. Um ganz sicher zu gehen legten sie die Dose in die Truhe, verschlossen sie sorgfältig und schoben die schwere Holzkiste wieder in die Niesche in der Wand.
Mit einem lauten Knall schloss Mike die Tür, während Babs zu dem immer noch am Boden liegenden Chris lief. Als sie sich niederkniete, öffnete Chris gerade die Augen.
"Was ist denn jetzt los?" Bin ich etwa eingeschlafen?", wunderte er sich.
"Du lieber Himmel, steh bloß auf und dann nichts wie weg hier!", rief Mike. Schnell verließen die drei die windschiefe Hütte. Auf dem Nachhauseweg erzählten die Beiden ihrem Freund das ganze Abenteuer. Das war jedenfalls ein Wandertag, den sie nicht so schnell vergessen werden.


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