Fantasygeschichten von Astrid Nagel --- Hexina: Das Geheimnis der 132 Regenwolken --- Ein spannendes Sommerabenteuer


Chaos in Schneewipolis
Leseprobe

Emmi und Finn befinden sich in Schneewipolis.
In der Hoffnung, bei den Rentieren Unterstützung zu finden, machen sie sich im Stall auf die Suche nach ihnen ...



Geduckt schlichen wir am Kuhstall vorbei, in dem ein Wichtel, vermutlich Brillen-Willi ohne Brille, gerade hinter einer Kuh her rannte.
Im Nachbarstall tobte eine wilde Schlacht Schafe gegen Hühner, deren Ausgang vollkommen offen war. Dagegen wirkte der dritte Stall so ruhig und verlassen, dass wir zuerst glaubten, er sei leer. Doch als wir ihn betraten, trafen wir genau dort auf die gesuchten Rentiere. Es waren fünf, die es sich im dichten Stroh gemütlich gemacht hatten und vor sich hin dösten. Als wir eintraten hoben sie gelangweilt ihre Köpfe, doch im nächsten Augenblick sprangen sie erschrocken auf.
"Ihhhh", kreischte eines von ihnen. "Was seid ihr denn für merkwürdige Gestalten?"
"Wir sind Menschen. Emmi und Finn", stellte ich uns vor, doch das kapierten sie natürlich nicht. Also versuchte ich es anders. "Wir kommen aus der Drumherum-Welt und wollen dort nach eurem Bürgermeister suchen. Dazu müssen wir aber seine Spur finden. Hubertus aus dem Hutzelwald meinte, ihr habt Supernasen und könnt uns dabei helfen."
"Ihr wollt tatsächlich, dass wir euch in diese unheimliche Drumherum-Welt begleiten?", stammelte das Rentier fassungslos. Die fünf Geschwister steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt miteinander.
"Es reicht schon, wenn einer von euch mitkommt", versuchte Finn sie zu überreden.
"Nun, ich werde es ganz sicher nicht tun", antwortete das erste ängstlich. "Wer weiß schon, welche Gefahren dort auf mich lauern."
"Ich denke gar nicht daran, meine Hufe dreckig zu machen", meldete sich das zweite Rentier zu Wort und schaute eitel an sich herab.
"Viel zu anstrengend", gähnte das dritte und kuschelte sich wieder ins Stroh.
"Unser Chef, der Nussknacker, weiß sicher nichts von diesem Plan", meckerte das vierte. "Ich will es mir auf keinen Fall mit ihm verderben."
"Vermutlich gibt es dort nichts Vernünftiges zu fressen", nörgelte das letzte der Rentiere und versuchte erst gar nicht, sein rundes Bäuchlein zu verstecken.
Ich war echt sauer. Da taten wir alles, um den Bewohnern der Weihnachtsstadt zu helfen, und diese Fünf waren nicht bereit, wenigstens ein Krümelchen zur Rettung beizutragen.
"Das gibt's doch nicht", polterte ich wütend los. "Was sind denn das für bescheuerte Ausreden. Wollt ihr nicht auch, dass euer Bürgermeister wieder nach Hause kommt?"
Die Fünf sahen sich fragend an. "Eigentlich nicht", meinte schließlich eines der Rentiere, während die anderen eifrig die Köpfe schüttelten. "Es geht uns doch gut. Keine anstrengenden Schlittenfahrten mehr, jeden Tag nur faulenzen. Das ist wie Urlaub."
"Aber vermisst ihr den Bürgermeister denn nicht?", versuchte Finn sein Glück.
"Hm ... ehrlich gesagt ... nein. Unser neuer Chef ist ganz in Ordnung. Der Einzige, der um den Bürgermeister trauert, ist Rudolph. Aber unser braves Nesthäkchen war ja auch immer sein Liebling."
"Und wo steckt dieser Rudolph jetzt?", fragte ich ungeduldig.
"Ach, der liegt da hinten", meinte das eitle Rentier und deutete mit einem seiner Beine in eine dunkle Ecke des Stalls. "Er ist erkältet, deshalb wollen wir ihn nicht in unserer Nähe haben."
Das klang nun wirklich nicht sehr mitfühlend. Aber konnte man von diesen egoistischen Typen etwas anderes erwarten? Finn und mir wurde klar, dass bei ihnen jeder Überredungsversuch reine Zeitverschwendung war. Also machten wir uns auf die Suche nach Rudolph.
Ein lautes Niesen führte uns zu ihm. Mit triefender, leuchtendroter Nase lag er in einem Berg aus Stroh und blickte von dort kläglich zu uns hoch.
"Ich habe gehört, was ihr geredet habt", japste er. Seine Nase war so verstopft, dass er kaum Luft bekam. "Ich würde euch wirklich gern begleiten. Mir fehlt der Bürgermeister nämlich ganz schrecklich. Allen Bewohnern der Weihnachtsstadt fehlt er. Auf das Gerede meiner Geschwister dürft ihr nicht hören. Er muss schnell wieder nach Hause kommen, denn seit er weg ist, haben wir Stück für Stück unsere Weihnachtsfreude verloren. Leider kann ich euch nicht helfen, ihn zu finden. Ich rieche absolut nichts. Meine Nase ist komplett zu."


Finden Emmi und Finn einen Weg, dem kleinen Rudolph zu helfen? Wird er sie in die Drumherum-Welt begleiten?
Wenn ihr neugierig seid ... lest die ganze Geschichte!



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