Die verlorene Zeit

3. Fortsetzung von Jens
Mike und Babs saßen auf einer Wiese am Waldrand. Am anderen Ende der Wiese stand eine kleine Hütte. Direkt zwei bis drei Meter neben ihnen war auch eine Holzhütte. 'Herr Wolf' stand an der Tür. Auf dem kleinen Bänkchen vor der Hütte lag ein Buch. Darauf stand ‚Die 10 besten Rezepte für Festmahle aus kleinen Geißlein'. Babs zog Mike schnell zurück.
"Da wohnt der Wolf von ‚Der Wolf und die sieben Geißlein'. Dann ist die Hütte dort drüben bestimmt die von den Geißlein. Komm, wir müssen sie warnen." Die beiden rannten über die Wiese. Babs stolperte und fiel hin.
"Aua!!!!!!!!", dröhnte es markerschütternd. Aber es war nicht Babs, die geschrieen hatte. Die beiden sahen sich um. "Steh doch bitte wieder auf, du brichst mir ja den Stängel!" Wieder war es dieselbe Stimme. Babs sprang hoch. Da sahen sie ein kleines Gänseblümchen. Auf das war Babs wohl gefallen.
"Hey, wer bist denn du?", fragte Babs.
"Wir sind ganz normale Blumen hier", antwortete das Blümchen. Sorgfältig zog es seine Wurzeln heraus und spazierte zu Mike. "Passt besser auf, wenn ihr über die Wiese rennt. Wir Blumen hier können zwar auch rennen, aber nicht ganz so schnell wie ihr. Was wollt ihr denn eigentlich hier?"
Mike erzählte ihre ganze Geschichte. Alles. Von den Ziffern und dem Zauberspruch, den sie hier unbedingt finden mussten.
"Ihr könnt zu dem alten Zauberfrosch am Tümpel gehen", überlegte das Gänseblümchen. "Er hat uns Blumen hier alle verzaubert und uns die Gabe des Sprechens und Laufens gegeben. Vielleicht kann er euch helfen. Es ist nicht weit von hier."
Mike und Babs gingen sofort den Weg zu dem Zauberfrosch. Der hockte an seinem Jungbrunnen und badete. Mike ging auf ihn zu und erzählte ihm seine story.
"Hast du den Zauberspruch für uns?", fragte Mike hastig.
"Warum?", quakte der dicke grüne Frosch zurück.
"Du musst uns helfen!"
"Warum?", quakte der Frosch noch düsterer und missmutig. "Stört mich hier nicht, ich will in Ruhe baden." Während Mike verzweifelt auf den Frosch einredete, setzte sich Babs ein Stückchen entfernt auf einen Stein und schaute in Richtung der Geißenhütte. Da sprang plötzlich ein Hase auf die Wiese. Er hüpfte wie wild herum und wollte die Blumen fressen. Babs sprang auf und rannte dem Hasen hinterher. Sie hatte Glück. Total erschöpft und außer Atem war sie, aber sie hatte den Hasen mit bloßen Händen gefangen. Sie brachte ihn zu dem Frosch, der den Hasen augenblicklich in ein Schneeglöckchen verwandelte. "Du bist aber nett!", quakte der Frosch zu Babs. "Wie du dich gleich um meine geliebten Blumenfreunde sorgst! Dafür hast du einen Wunsch frei!"
"Jajaja!", stöhnte Babs. "Bitte, lieber Frosch, sag uns den Zauberspruch, den wir brauchen. Ohne dich sind wir verloren. Du bist unsere einzige Chance!"
"O.k. So soll's sein", quakte der Frosch. "Er heißt: Simmeli. Rums. Bamadu. Schlu. Sieben und fünf. Halamiruberidu."
"Häh??" fragte Babs. "Das können wir uns ja nie merken!"
"Oh, ihr kleinen Menschengehirne!" Der Frosch drehte sich abfällig um. "Dann sagt eben ‚Simbradadu', das wirkt notfalls genauso." Nach einer Pause fügte er hinzu. "Ist allerdings nur was für absolute Stümper im Zaubergeschäft."
"Danke, vielen Dank, du lieber Frosch", rief Babs. Der Zauberfrosch sprang wieder in den Tümpel und die zwei Kinder wanderten vorsichtig über die Wiese zu der Hütte der sieben Geißlein. Diese spielten auf der Wiese.
"Wo ist denn eure Mutter?", fragte Babs.
"Die ist kurz zum einkaufen. Spielt ihr mit uns?"
"Nein, nein, ihr müsst in eure Hütte. Jeden Moment kann der große böse Wolf auftauchen, der euch fressen will", erklärte Mike.
Alle gingen in die Hütte. Nur vergaßen sie im Trubel und vor lauter Spielen, die Tür zu verschließen.
Plötzlich stand der Wolf im Flur. Keiner hatte ihn zunächst bemerkt. Bis das kleinste Geißlein quietschte: "Hilfe, Hilfe, versteckt euch, ganz schnell!"
Alle rannten gemeinsam durch das Haus bis zu der großen, alten Standuhr. Die Geißlein sprangen zuerst hinein. Babs und Mike schauten auf die Uhr. Es war eine wunderschöne alte Holzuhr. Die Ziffern waren golden. Gerade als das letzte Geißlein hineingehopst war, schrie Babs auf: Schau nur! Alle Ziffern sind aufgemalt. Nur die dritte Ziffer ist eingesetzt!"
"Wir müssen verschwinden, der Wolf kommt." Mike schubste Babs in die Uhr. Bevor er selbst jedoch hineinsprang, hüpfte er hoch und griff nach der dritten Ziffer. Tatsächlich! Er konnte sie herausnehmen. Hinter ihm hörte er allerdings auch schon den Wolf und er spürte dessen Atem in seinem Genick. Blitzschnell sprang er selbst nun auch in die Uhr. Der Wolf hatte noch ein Stück seiner Jacke in der Pfote. Kaum waren alle in der Uhr und die Tür zugefallen, schossen Blitze umher. Mike und Babs wurden wieder durch eine dunkle Röhre geschleudert und landeten mehr oder weniger unsanft wieder auf ihrem Dachboden. Aber sie waren überglücklich. Sie hatten eine weitere Ziffer und den Zauberspruch gefunden!!!

Überleitung von Astrid Nagel :

"Endlich", empfing Schillerauge sie voller Ungeduld. "Warum hat das so lange gedauert?"
"War nicht so einfach", antwortete Mike und begutachtete mürrisch das Loch in seiner Jacke. Wie sollte er das bloß zu Hause erklären? Die Geschichte mit dem Märchenwolf würde ihm seine Mutter wohl kaum abkaufen.
"Und, habt ihr den Spruch?", bohrte der kleine Geist.
"Na klar", triumphierte Mike, trat vor den Zeitkristall und sprach mit feierlicher Stimme: "Simmeli - äh - Plumps - äh - drei und vier - äh - Mist!"
"Bist du sicher, dass das der Zauberspruch ist?", fragte Schillerauge argwöhnisch, nachdem der Zeitkristall nicht die geringste Spur von Leben zeigte.
"Na ja, nicht ganz. Aber wer kann sich so einen Quark schon merken."
"Versuchen wir es mit der Kurzfassung", schlug Babs vor. "Simbradadu!"
Ein glimmender Funke durchzuckte den Kristall, loderte flackernd auf und ließ schließlich alles in leuchtendem Grün erstrahlen. Im selben Augenblick begann der Kristall zu sprechen:
"Was soll das? Was Besseres fiel dir nicht ein?
Du musst ein Stümper im Zaubern sein."
"Tut mir leid", stotterte Babs. "Wir sind Anfänger. Deshalb brauchen wir auch deine Hilfe."
"Nun gut, ein jeder fängt mal klein an.
ich weiß noch, wie es bei mir einst begann",

fuhr der Kristall versöhnlicher fort.
"Drum will ich euch helfen - stellt jetzt eure Fragen,
ich werde euch gerne die Antworten sagen."
Aufgeregt berichteten Babs, Mike und Schillerauge, was seit der folgenschweren Befreiung des Zeitengeistes geschehen war, und warteten anschließend gespannt auf den Rat des Kristalls.
"Wahrhaftig, das Übel könnt größer nicht sein,
da fällt mir nur eine Lösung ein:
ein magischer Strudel an diesem Ort,
fegt euer Problem auf einen Schlag fort."
"Ein magischer Strudel?", staunte Mike. "Hört sich cool an. Aber woher kriegen wir den?"
"Der Trick ist nicht einfach, man braucht etwas Glück,
doch ich werd euch leiten, Stück für Stück.
Als erstes holt aus der Welt Nummer vier,
das kälteste Kalt und bringt es zu mir."
"Hä?", staunte Mike. "Was soll das denn sein?"
Doch der Zeitkristall war verstummt und gab keine weiteren Erklärungen ab.
"Nun macht schon", drängte Schillerauge und deutete mit seinen durchsichtigen Fingern aufgeregt in Richtung Spiegel. "Die 4. Welt besteht aus Eis und Schnee. Bringt einfach das Kälteste mit, das ihr dort finden könnt. Und vergesst nicht die nächste Ziffer."
Erwartungsvoll berührten Babs und Mike den vierten Stein. Während sie noch leise Schillerauges Mahnung hörten: "Passt auf euch auf. Mit den Bewohnern der Eiswelt ist nicht zu spaßen...", packte sie ein bitterkalter Wind und riss sie mit sich fort ...






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