7. Fortsetzung von Janna und Rieke Dolde

Doch da schwebte die keine Fee herbei.
"Hier, ihr habt etwas Wichtiges vergessen", piepste sie und gab Nik und Tamara nacheinander eine Kugel, die so groß wie eine Nuss war.
"Was ist das?", fragten Nik und Tamara wie aus einem Munde.
"Noch nie etwas von Verwandlungssuperfeenkaugummi gehört?", wunderte sich die Fee.
"Nein", antworteten Nik und Tamara.
"Also", fuhr die Fee fort, "ihr müsst ihn kauen bis er etwas größer als euer Kopf ist. Dann könnt ihr ihn als Taucherhelm benützen."
Nik und Tamara taten wie geheißen und kauten kräftig den Superkaugummi. Und tatsächlich, plötzlich hatten sie die versprochenen Taucherhelme auf. Sie wollten sich noch bedanken, doch da war die kleine Fee schon wieder verschwunden. Sie schauten sich um, doch weit und breit war nichts außer einem gewaltig großen Felsblock vor ihrer Nase zu sehen. Sie schwammen weiter, und als sie um den Felsblock herum geschwommen waren, erblickten sie eine riesengroße Unterwasserstadt. Schnell schwammen sie darauf zu, doch als sie die Stadt erreichten, stellten sie verwundert fest, dass alle Türen und Fenster zu, die Vorhänge zugezogen und niemand weit und breit zu sehen war.

Nachdem sie in der ganzen Stadt ohne Erfolg nach etwas Lebendigem Ausschau gehalten hatten, hörten sie ein zaghaftes Stimmchen rufen: "Hallo, hallo! Könnt ihr mich hören?"
"Ja!", antworteten Nik und Tamara. "Wo bist du?"
"Hier", quiekte die Stimme erneut, "hier oben."
Nik und Tamara sahen auf. Ein kleines Fenster war geöffnet worden und heraus schaute eine junge Meerjungfrau. "Wollt ihr hereinkommen?", fragte sie. Nik und Tamara nickten. Es dauerte nicht lange, dann wurde die Tür des Hauses geöffnet. Sie traten ein und befanden sich in einem winzigen Raum, der durch eine Gaslaterne erhellt wurde.
"Was ist denn hier los?", fragte Nik, "Und warum ist hier niemand außer dir?"
"Die anderen sind schon auch alle hier, aber sie haben alle Angst und haben sich in ihre Häuser verkrochen."
"Aber warum habt ihr solche Angst?", fragte Tamara.
"Das ist eine recht lange Geschichte und ich kann sie euch auch nur teilweise erzählen. Ich heiße übrigens Tschutschu. Und wer seid ihr?"
"Wir sind Nik und Tamara, aber jetzt erzähl schon", drängte Nik.
"Also gut", begann Tschutschu. "Es gibt hier bei uns einen sehr bösen Krebs namens Mr. Fiesling. Er hat beschlossen unseren See, den wir zum Leben brauchen, auszutrocknen und uns alle zu vernichten."
"Aber warum will er das tun?", fragte Tamara entsetzt.
"Er ist sauer auf uns, weil wir ihn nicht zu unserem Bürgermeister gewählt haben. Und nun will er mit Hilfe eines Satelliten unseren See austrocknen", erklärte Tschutschu.
"Wie will er denn das anstellen?", fragte Nik neugierig.
"Er hat an dem Satelliten einen Spiegel angebracht, der auf unseren See gerichtet ist. Wenn nun die Sonne auf den Spiegel trifft verdunstet das Wasser in unserm See. Die ganze Sache wird von einem geheimen Raum in seiner Festung gesteuert", sagte Tschutschu traurig, "aber keiner von uns weiß, was wir dagegen tun können."
"Wo liegt denn diese Festung?", erkundigte sich Tamara interessiert.
"Gleich hinter dem nächsten großen Felsen am Rand der Stadt."
"Die wollen wir uns gleich mal ansehen", rief Nik tatendurstig.
"Ich danke euch, meine Freunde, dass ihr bereit seid uns zu helfen", sagte Tschutschu aufgeregt. "Ihr seid unsere letzte Rettung."
Nik und Tamara verabschiedeten sich und schwammen los. Als sie um den Felsen herumkamen lag die Festung vor ihnen. Es war niemand zu sehen. Sie schwammen näher und suchten nach dem Eingang. Er war nicht mal verschlossen. Drinnen war alles still und wie ausgestorben. Vorsichtig durchsuchten sie alle Räume, fanden jedoch nichts. Da entdeckte Tamara, hinter einem Vorhang verborgen, eine schmale Treppe.
"Wo die wohl hinführt?", wunderte sich Nik. Leise stiegen sie die Treppe hinab in den Keller. Hinter einer Tür hörten sie leise Geräusche und das Brummen eines Motors. Sie öffneten die Türe und sahen eine große Maschine mit einer Schalttafel, vor der ein Krebs stand. Er drehte ihnen den Rücken zu und redete mit sich selber: "Noch einmal den Spiegel zur Sonne richten und mein Werk ist vollendet."

Nik uns Tamara hielten den Atem an. Das musste der gesuchte Raum sein. Aber was sollten sie jetzt tun? Leise schlichen sie sich an. Mr. Fiesling wollte gerade auf einen Knopf drücken, da stürzten sich Nik und Tamara auf ihn. Verwundert drehte sich Mr. Fiesling um, reagierte aber nicht schnell genug und so drückte Nik schnell, ohne zu überlegen auf alle Knöpfe. Die Maschine explodierte. Nik und Tamara konnte sich gerade noch ins Freie retten bevor alles zusammenbrach.
So schnell sie konnten schwammen sie zurück in die Unterwasserstadt. Dort wurden sie schon mit Jubelschrei begrüßt. Aber Tamara seufzte: "Zum Glück konnte wir euch retten, aber unser Ziel, den siebten Schlüssel und die 3 Tränen einer Meerjungfrau zu finden, haben wir noch nicht erreicht."
"Die Tränen kann ich euch geben", sagte Tschutschu. "Ich habe in letzter Zeit genug Tränen vergossen", und sie reichte Tamara ein kleines Fläschchen.
"Jetzt fehlt nur noch der Schlüssel", freute sich Nik. "Aber wo mag der nur stecken?"
"Vielleicht kann ich euch da weiterhelfen", meinte eine Stimme hinter ihnen. Verwundert schauten sich Nik und Tamara um. Hinter ihnen stand der Krebs. Er war unbemerkt in die Unterwasserstadt gekommen. "Wenn ihr diesen Schlüssel hier meint, dann will ich ihn euch gerne geben, denn ihr habt auch mein Leben gerettet. Vor lauter Zorn auf die Unterwassermenschen hatte ich nicht daran gedacht, dass ich ohne das Wasser im See auch nicht leben kann. Also habt vielen Dank."
Er reichte Nik den Schlüssel und humpelte davon. Rasch verabschiedeten sich Nik und Tamara von den Unterwassermenschen und schwammen zum Felsen zurück. Hier musste das Schlüsselloch doch irgendwo sein. Tamara fand es schließlich unter Seetang versteckt. Nik steckte den Schlüssel hinein und beide waren froh, dass er passte und sie auch dieses Abenteuer heil überstanden hatten.
Nik öffnete die kleine Unterwassertür. Augenblicklich erfasste ein unglaublich starker Sog die beiden Kinder und riss sie mit sich fort. Wild um sich schlagend rasten sie durch das aufgewühlte Wasser und schwappten schließlich inmitten einer schäumenden Welle in die Eingangshalle des verwunschenen Hauses.
"Hey, passt doch auf ihr Spinner!", kreischte das magische Buch. "Zum Surfen ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. Seht nur, was ihr angerichtet habt. Ich bin klitschnass."
Froh darüber endlich wieder im Trockenen zu sein, nahmen Nik und Tamara ihre Taucherhelme ab, die sofort zu zwei kleinen Kugeln Verwandlungssuperfeenkaugummi zusammenschrumpften.
Während Tamara sich daran machte das magische Buch zu trocknen, eilte Nik zum Eingangstor und suchte nach dem passenden Schloss. Sieben Schlüssel hatten sie bereits gefunden, darauf konnten sie wahrlich stolz sein. Aber noch immer fehlten ihnen weitere fünf, um das Tor endlich öffnen zu können. Und sie benötigten die restlichen Zutaten für das magische Dämonen-Vertreibungsmittel.
Nik warf einen kurzen Blick auf den Zipfelmützenmann und seinen kleinen Hund, doch an ihrer Situation hatte sich nichts geändert. Zu Stein erstarrt, die Augen schreckensweit geöffnet, standen sie da und Nik fragte sich beklommen, ob sie jemals wieder lebendig werden würden.
Sieben dumpfe Glockenschläge ertönten und mahnten Nik zur Eile.
Entschlossen trat er an den Kessel und ließ drei Tränen aus der kleinen Flasche der Meerjungfrau auf die glühende Drachenspucke fallen. Zischend vereinigten sich die Zutaten zu einer purpurroten brodelnden Masse.
"Na, wenigsten habt ihr zwei Tollpatsche die gestellte Aufgabe erfüllt", nörgelte das magische Buch. "Aber für die nächste Zutat müsst ihr euch schon etwas Besonderes einfallen lassen. Die ist nämlich nicht so einfach zu finden."
Es blätterte mühsam die noch immer feuchten Seiten um und begann mit lieblicher Stimme zu sprechen:
"Es gibt der Elemente vier,
die ersten drei, die haben wir.
Nach Feuer, Luft und Wasser werde
nun mit der vierten Zutat ‚Erde'
der Einklang der Natur vollendet,
mit dem sich euer Schicksal wendet.
Ins Land der Sümpfe müsst ihr gehen,
und nach den Sumpfbewohnern sehen,
die dort seit nunmehr dreizehn Wochen
ein Sumpfsüpplein zusammenkochen.
Bringt einen Schöpfer davon mit
doch hütet euch bei jedem Schritt,
denn in den weitverzweigten Mooren
geht auch ein Held ganz schnell verloren."
"Sumpfsuppe!", stöhnte Nik. "Wir sollen tatsächlich Sumpfsuppe bringen! Diese Aufgaben werden immer verrückter. Weißt du denn wenigstens wohin wir jetzt gehen müssen?"
Die Augen des Buches richtete sich auf eine der verbliebenen Türen. "Und vergesst nicht ..."
"Ja, ja, ich weiß", unterbrach Nik das magische Buch. "Der achte Schlüssel."
Gemeinsam traten Tamara und Nik durch die Tür. Grauer Nebel umgab sie, der so dicht war, dass sie kaum die Hand vor Augen sehen konnten. Sollten sie es wirklich wagen, vollkommen blind in ein gefährliches Sumpfgebiet vorzudringen? Doch die Tür in ihrem Rücken fiel mit einem lauten Knall ins Schloss und ließ ihnen keine andere Wahl .....





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